Mit einem alten Ritual findet die Einweihung des Gebetshauses bei den Guarani Kaiowa statt
RdN unterstützte die Kaiowá beim Wiederaufbau ihres abgebrannten Gebetshauses. Jede Tekoha der Guarani hat zwei Gebetshäuser, eines für die männliche spirituelle Autorität der Gemeinschaft, eines für die weibliche. In den Häusern finden Versammlungen und Heilungen statt. In dem weiblichen Ongusu auch Geburten.
Für die rituelle Einweihung des Gebetshauses haben wir die Kaiowa mit 200€ unterstützt. Davon wurden Lebensmittel für die anreisenden Verwandten gekauft und Kosten für Smartphones beglichen. Vielen Dank für ihre Spende!
In kleinem Kreise wurden nun die heiligen Gegenstände „Xiru Rerovái“ in die „Casa de Reza“ (Ongusu, in der Sprache der Kaiowá) gebracht. Diese rituellen Gegenstände wurden aus der Asche des vorigen, durch Holzfäller mutwillig abgebrannten Gebetshauses gerettet.
Bei Midiamax erschien hierzu ein Beitrag, hier die deutsche Übersetzung:
Mit einem heiligen Ritual wird das Gebetshaus (Casa de Reza) im größten indigenen Reservat von Mato Grosso do Sul wiedereröffnet. Die Zeremonie ist in kleinem Kreise und findet am kommenden Samstag (15.8.2020) vor Sonnenaufgang statt. Heilige Gegenstände werden in die Casa de Reza gebracht. Das Gwyra Nhe’engatu Amba, das im Juli letzten Jahres nach einem Brand zerstört wurde und „Ort, an dem der Vogel des guten Wortes seinen Platz hat“ bedeutet, gilt als hundertjähriges Symbol dieser indigenen Kultur und wird am kommenden Samstag wiedereröffnet (15). Das Gebetshaus befindet sich im Dorf Jaguapiru des indigenen Reservats Dourados in Mato Grosso do Sul. Das Einweihungsritual der Xiru Rerovái (heilige Gegenstände), die aus der Asche der Casa de Reza gerettet und von den beiden spirituellen Führern Getúlio Juca und Alda Silva während des Wiederaufbaus aufbewahrt wurden, soll vor Sonnenaufgang stattfinden, am 15. August um 5:00 Uhr und 7:00 Uhr als geschlossene Veranstaltung, die der Großfamilie vorbehalten ist. Dies ist dem gesundheitlichen Notfall infolge der Coronavirus-Pandemie geschuldet. Getúlio, einer der Wächter der heiligen Gegenstände, berichtet, dass zum Zeitpunkt des Brandes etwas mehr als 20 Minuten Feuer ausreichten, um den Ort zu zerstören. Seine Stimme ist immer noch traurig über die Gewalt gegen das kulturelle und religiöse Erbe der Guarani Kaiowá. Ihm zufolge wurde vieles, was dort war, von den Flammen verschlungen. Getulio sagt auch, dass unter den verlorenen Gegenständen einige Kopfbedeckungen (Jeguaka), Roben (Ponchito) und andere Instrumente (Mbaraka und Xiru) sind, die von Frauen und Männern in den heiligen Zeremonien verwendet wurden, zum Beispiel die Zeremonie der Zuschreibung von Namen für Jungen und Mädchen. „Ich sah einen weißen Mann aus dem Haus kommen und ins Getreidefeld rennen. Aber ich konnte ihn nicht identifizieren“, sagte Getúlio. Die Feuerwehrmänner wurden gerufen, aber als sie ankamen, war bereits alles zerstört. Ein Jahr später erinnert sich der Älteste daran, dass das Verbrechen von den Behörden noch nicht aufgeklärt wurde. Ihm zufolge bleiben noch viele Fragen zu dieser Gewalttat gegen indigene Traditionen offen. Trotz der Angriffe, die in seinem hundertjährigen Bestehen verübt wurden, „war das Haus immer hier, obwohl es physisch abwesend ist, aber es lebt in unseren Herzen und in der Erinnerung derer, die darauf zurückgegriffen haben, um einige Krankheiten abzuwehren, insbesondere in der Dunkelheit“, berichtet eine indigene Frau. Während eines Treffens Anfang März im Dorf Jaguapiru war sie eine der Frauen, die sich über den Mangel an Sicherheit im Reservat beschwerte. Berichten von Bewohnern des Reservats zufolge ist die Anspannung tagsüber konstant zu spüren, sie ist aber kaum vergleichbar mit dem, was im Dunkeln passieren kann. „Die Straßen in unseren Dörfern sind nicht beleuchtet und die Angst packt die Familien, besonders nachdem die Sonne untergegangen ist. Die Zeit des Teufels ist in der Nacht “, sagte die indigene Frau gegenüber dem Staatsanwalt des MPF (Bundesministerium), Marco Antônio Delfino und Mitgliedern des CNDH (Nationaler Rat für die Verteidigung der Menschenrechte). Die „Casa de Reza“ gilt als Ikone im Reservat. Angesichts des mangelnden Respekts vor den heiligen Symbolen der indigenen Kultur ging sie zu Boden und tauchte aus den Trümmern wieder auf. Erbaut von Freiwilligen aus dem Reservat und mit Unterstützung ausländischer und brasilianischer Institutionen wie der UFGD (Federal University of Grande Dourados), CESE , Deutscher Zusammenarbeit (Rettet die Naturvölker e.V.) und unzähligen Freiwilligen, denen die indigenen Führer dankbar sind. (Quelle: https://www.midiamax.com.br/cotidiano/2020/com-ritual-sagrado-casa-de-reza-sera-reaberta-na-maior-reserva-indigena-de-ms Marcos Morandi. Deutsche Übersetzung Hannes von RdN)
Ein Video über die Einweihungszeremonie ist hier zu sehen: https://www.midiamax.com.br/cotidiano/2020/cerimonia-marca-transferencia-de-objetos-sagrados-na-maior-reserva-indigena-de-ms