Ayoreode

Home » Projekte » Amerika » Paraguay » Ayoreode

Hier klicken für die Artikel zum Thema Ayoreode

Dringend! Lebensraumerhalt für die letzten Ayoréode-Waldindianer, Paraguay

Die Situation der Ayoreode: Verschiedene Gruppen der Ayoreode (Ayoreo) gehören zu den letzten noch isoliert lebenden Völkern (Aislados / Isolados) in Südamerika außerhalb Amazoniens. Ihre Heimat ist der nördliche Gran Chaco, heute Staatsgebiete Paraguays und Boliviens. Infolge zunehmender Lebensraumvernichtung durch Wirtschaftsinteressen besteht akute Bedrohung für das Überleben dieser „Nomaden der Wälder“ (s. a. Buch und Video „Gran Chaco – Die Wildnis stirbt“ von uns unter: Medien (Bücher, Filme). https://youtu.be/lIPJYsXWISI

Geschichte /Situation der Ayoreo (PDF 4,78 MB):   Der Fall AYOREO

Karte „Ayoreos ohne Kontakt“ (AISLADOS), UNAP/IA März 2009  Grüne Flächen: Schutzgebiete (Nationalparke, Private Schutzflächen) Rote Flächen: Gebiete mit Bestätigung des Aufenthaltes von Aislados-Gruppen orangegelbe Fläche: Gebiet des bestätigten Aufenthaltes (Info GAT vom Okt./Nov. 2008) blassorangegelbe Flächen: Wandergebiete isolierter Gruppen (Aislados)

Die Öffentlichkeit ging davon aus, dass nur Angehörige der Ayoreo-Lokalgruppe der Totobiegosode der komplexen ethnischen Gebietssäuberung und Deportation in die Missionsstationen entgangen waren (Bolivien: vor 1960, Paraguay: 1962-1972). Das ist falsch! Die Daten der IA (Iniciativa Amotocodie) und UNAP (Union der Ureinwohner Ayoreo von Paraguay) belegen, dass insgesamt sechs Ayoreo-Gruppen ohne Kontakt zur kolonisierenden Gesellschaft den gesamten Raum nördlich der Mennonitenkolonien Paraguays bis nach Bolivien hinein durchstreifen. Es handelt sich dabei um bis zu 150 Personen. Nur eine dieser Gruppen sind Totobiegosode, alle anderen sind Angehörige anderer Lokalgruppen.

Uejai – Führer der Guidaigosode – er wurde 1966 aus dem Wald gezwungen, starb 1979 in der Mission an Grippe (Foto: Walter Regehr)

Unterstützung der INICIATIVA AMOTOCODIE (IA) Die IA (www.iniciativa-amotocodie.org) setzt sich für den Schutz aller isolierten Ayoreo-Gruppen von Paraguay durch Monitoring / Gebietskäufe außerhalb der Landforderung der Totobiegosode ein. Das Engagement der IA umfasst den gesamten nördlichen Chaco von Paraguay (Departamentos Boqueron sowie Alto Paraguay).

  

AMOTOCODIE – durch Fahrspur geöffnete Waldlandschaft

Übersicht über die Gebietskäufe der IA, die alle an die UNAP übergeben wurden:

2003/4: 3.700 ha Waldland in der Region Amotocodie (Puniè Paesoi) – Puniè Paesoi ist traditioneller Lebensraum und Aufenthaltsort von Totobiegosode. Es ist vom Staat als Schutzgebiet „Naturreservat Erbe Ayoreo Puniè Paesoi“ ausgewiesen. Dazu Mateo Sobode Chiquenoi, seinerzeit Präsident von UNAP: „Puniè Paesoi ist etwas, was man nicht schützt, weil andere es sagen, dass sie es schützen. Man schützt es, weil dort Menschen wohnen, die es ermöglichen, dass der Ort weiter lebt.“ 

2008: 8.000 ha Waldland angrenzend an den Nationalpark Médanos del Chaco. Habitat einer bis zwei der isoliert lebenden Ayoreo-Gruppen und Schnittstelle der Gebiete der Ayoreo-Lokalgruppen der Atetadiegosode, Tiegosode und Ducodegosode

2009/10: 5.000 ha in der Region der Medanos, wo sich eine Gruppe im Gebiet aufhält;

Auszug aus der Mail der IA, 2011: „… Schließlich danken wir dem Verein FdN auch sehr für die erneute Unterstützung. Wir werden Ihre Beiträge wie immer für Kosten der Schutzmassnahmen der gekauften Landstücke einsetzen, also immer im Zusammenhang mit den Landkäufen.“ Benno Glauser, Coordinador General Iniciativa Amotocodie

Weitere an die Ayoreo rückübertragene Flächen:

Puerto María Auxiliadora u. Cucaani (20.350 ha)

Jesudi (15.398 ha)

2006: Ijnapui (3.126 ha).  In Ijnapui werden regelmäßig Spuren von Aislados festgestellt.

2014: Cuyabia (25.000 ha). Cuyabia ist Habitat von Ayoreo-Aislados.

2018: Campo Loro, Ebetoque, Tunucojnai (12.416 ha)

Bereits in den 1980ern wurde staatlicherseits  CHOVORECA mit 19.983 ha für die Ayoreo-Garaygosode gesichert. Chovoreka ist Aufenthaltsort einer Ayoreo-Aislados-Gruppe.

Madrejón, Chaco Paraguay, 14. Januar 2007: UNAP markiert den Nationalpark „Defensores del Chaco“ um den Cerro Leon als Gebiet ihrer Vorfahren: ODOCUBUI (Quelle: EL Caso AYOREO)

Aufgrund der dramatischen Entwicklung der Grundstückspreise steht der Schutz der erworbenen Gebiete, das Monitoring (Aislados-Gruppen) und Öffentlichkeitsarbeit nun im Vordergrund der Aktivitäten der IA.

Unterstützung der Landforderung der Ayoreo-Totobiegosode Der Landerwerb zu Gunsten der Ayoreo-Lokalgruppe der Totobiegosode erfolgt in Zusammenarbeit mit den beiden Vereinen zur Unterstützung indianischer Landforderungen e.V. (Schweizer Sektion: c/o Hans Weenink, Rütirimk 4, CH-4125 Riehen; Deutsche Sektion: Zwischen den Wegen 6, 79591 Eimeldingen) und wurde in Paraguay über die Nichtregierungsorganisation GENTE AMBIENTE Y TERRITORIOG (GAT) realisiert. Hintergrund: 1993 forderten die gewaltsam durch die radikal-evangelikale New Tribes aus dem Urwald in die Mission verschleppten Totobiegosode-Gruppen 550.000 ha ihres geraubten, auf 2,8 Millionen Hektar geschätzten Heimatgebietes vom Staat zurück.

1997 gab der Staat ihnen eine Fläche von 26.000 ha zurück. Weitere folgten. Die Aktivitäten des Staates sind ungenügend bezüglich der Landübertragung an die Totobiegosode sowie Verfolgung/Verhinderung der Rodungen durch die in Privateigentum befindlichen Ländereien. RdN hat den Landerwerb „Nordteil der ehemalige Estancia San Antonio“ (30.000 ha), das 2008 abgeschlossen und an die Totobiegosode übereignet wurde, unterstützt. Stand 2019: 132.534 ha bisher gesichert (+23.000 ha INDI).

KARTE: LANDFORDERUNG – Quelle: OPIT / SEAM / Ministerio Pùblico / GAT)

  Demarkierungstafel bei Chaidi

 Gesichertes Waldland bei Caidi

 2004 durch Rodearbeiten aus dem Wald gezwungene Totobiegosode in Chaidi

2016 wurde ein Kontrollposten im Grenzgebiet zwischen den Parzellen Gorostiaga Nord und Gorostiaga Süd, ungefähr 8 km entfernt von der Ostgrenze der Pazellen wegen illegaler Rodungen errichtet. Dieser ist ständig besetzt und sichert eine bessere Überwachung gegen illegale Rodungen im Gebiet der Landrückforderung

Rückblick: Unsere ersten Bemühungen zum Schutz der Waldindianer der Ayoreo entstanden im Zuge der RdN-Südamerikareise von 1998. Im Juli 2008 reiste wieder ein RdN-Team nach Paraguay und besuchte die Iniciativa Amotocodie, GAT sowie Ayoreo-Dörfer der Lokalgruppen der Guidaigosode und Totobiegosode. Die Reisen waren privat finanziert. Damit den frei lebenden Ayorèo ihr Wildbeuterleben erhalten bleibt, unterstützt RdN die Projekte der Landsicherung von IA / UNAP (2006–2023: 99.264 €) und für die Totobiegosode (2003–2022: 102.450 €). Wir bitten um Spenden für die Projekte von IA sowie für die Totobiegosode (Kennwort: „Ayoreo“ bzw. „Waldkauf“). Alle Spenden werden in vollem Umfang an die Projekte weitergereicht.

Ayoreo-Landrechte: Orange Flächen (seit 2018 kein weiterer Landerwerb); Grün: Historisches Ayoreo-Gebiet; Hellgelbgrün: Naturschutzflächen

AYOREO: Naturkundeprojekt für die Kinder der Totobiegosode Der Chaco ist nach dem Amazonasgebeit die zweitgrößte Waldlandschaft in Lateinamerika. Die Ayoreo-Totobiegosode sind  nomadische Sammler und Jäger. Sie wissen die Naturressourcen schonend zu nutzen. Unter den harten Bedingungen können sie nur solange überleben, wie der Wald erhalten bleibt. Zwei Gruppen von ihnen lebten zehn Jahre unfreiwillig in der evangelischen Missionsstation der New Tribes. Jetzt leben sie auf ihrem eigenen Land – deren Erwerb RdN unterstützte – in zwei Dörfern „Arocojnadi“ und „Chaidi“ unter eigener Führung mehr oder weniger nach ihren Traditionen.

Chaidi Schule H50-2009etc.
Chaidi Kinder H50-2009

Fotos CHAIDI, li.: Schule/Radio- und Gesundheitsstation;  re.: Kinder der Totobiegosode bei der Walderkundung

Jedes Dorf hat eine Schule, in der junge Lehrer aus der Gemeinschaft den Kindern Schreiben und Rechnen beibringen. Doch die älteren Ayoreo besitzen wertvolles Wissen über die Natur des Chaco, das bei den jungen Leuten bereits in Vergessenheit gerät. So entstand der Wunsch, dass die Älteren der jungen Generation ihre Erfahrung und ihren Wissensschatz weitergeben sollen. Leider litt das Selbstvertrauen der Totobiegosode unter dem jahrelangen Einfluss der Missionare; sie wagen den Wert ihres Wissens nicht zu schätzen. RdN hat das Projekt mit 1.000 € unterstützt.

Um die Öffentlichkeitsarbeit zu erhöhen, wurde 2015 das Filmprojekt „KEINE ZUKUNFT OHNE VERGANGENHEIT – die Ayoreo, Ureinwohner des Chaco“ von Karin Albers mit 1.055 € gefördert.[:en]