Seit 2012 unterstützen wir die paraguayische NGO Tierra Libre für ihre Projekte zur Landsicherung und Kulturerhalt der zur Matacoan-Sprachfamilie gehörenden Ethnien Nivacle, Manjui und Maka. Ihre traditionelle Heimat ist der Gran Chaco, Südamerikas zweitgrößter Waldlandschaft (nach der Amazonasregion).
Der Chaco gehört zu den Regionen, die weltweit Spitzenwerte hinsichtlich der Waldrodung erfahren. Allein in Paraguay werden täglich dort bis zu 2.200 ha Urwald für großflächige Rinderweiden sowie Agrarmonokulturen vernichtet. Durch staatlich sanktionierten Landraub verloren die genannten Völker fast ihr gesamtes Stammesland. So besitzen die Nivacle gegenwärtig weniger als 2 % ihres historischen Territoriums. Bei den Manjui sind es knapp über 1 % und bei den Maka nur noch 0,02 %.
Wenn die Entwaldungsrate ungebremst so weiter geht, sind in Paraguay im Unteren Pilcomayo-Gebiet, das die Heimat dieser Völker ist, schrumpft das nicht degradierte Land auf 8 %, d.h. 92 % sind folglich unwiederbringlich zerstört für die Interessen der Betriebe der Groß-Agrarbetriebe und ihrer Lobby (s.a.: https://www.observatoriopilcomayo.org/).
Ziel der Indigenen ist es deshalb das gemeinsame Projekt „Patrimono Natural, Cultural y Linguistica Nivacle, Manjui y Maka del Pilcomayo“ (dt.: Natur-, Kultur- und Spracherbe der Nivaĉle, Manjui und Maká des Pilcomayo ) umzusetzen. Dabei werden sie von unserer Partnerorganisation Tierra Libre unterstützt. Das Projektgebiet (siehe Karte) umfasst 4.607.468 ha. Am 12. September 2022 kam zu einer eindrucksvollen gemeinsamen Versammlung zwischen den Nivaĉle, Manjui und Maká des Pilcomayo in der Nivaĉle-Gemeinde Lhavôj‘ôcfi – San José Esteros, um dieses Vorhaben untereinander abzustimmen und anschließend den öffentlichen Institutionen vorzustellen.
Mit der technischen Unterstützung von Tierra Libre wurde ein entsprechender Gesetzentwurf ausgearbeitet, der am 12. Oktober 2022 im paraguayischen Parlament eingereicht worden ist (s. Foto `Beitragsbild
`).
Gegenwärtig gibt es bereits Aktivitäten für die Rückübertragung von 278.188 ha im Projektgebiet an die Ethnien, einschl. der außerhalb gelegenen 38.407 ha, die an das Manjui-Land Wonta grenzen.
Dazu Tierra Libre, 02.04.2023: „Wie uns haben ein gigantisches (letztlich territoriales) Projekt zum Schutz des Natur-, Kultur- und Spracherbes der Nivacle, Manjui und Maká am Pilcomayo in Angriff genommen und es geschafft, dass es jetzt bereits als Gesetzentwurf im paraguayischen Parlament behandelt wird. Es geht um eine Fläche von 4.600.000 Ha (11 % des paraguayischen Staatsgebiets). In diesem Zusammenhang ist es zu einer sehr guten Kooperation mit der Senats-Kommission Pueblos Indígenas gekommen.
Dank Eurer dezidierten Unterstützung (d.h. RdN) konnten wir seit der zweiten Jahreshälfte 2021 ein Anwalt-Team gründen und unsere rechtliche Arbeit extrem dynamisieren. Dies hat dann im September 2022 dazu geführt, dass die Maká sich mit den Nivacle und Manjui des Pilcomayo-Gebiets verbündet haben und nun gemeinsam das o.g. Projekt, das bei weitem größte indigene Territorialprojekt das jemals in Paraguay in Angriff genommen worden ist, durchsetzen wollen.
Ich gehe davon aus, dass wir gemeinsam mit Euch an Mittel des BMZ-Programms zugunsten der zukünftigen Arbeiten mit den Manjui und Maká herankommen wollen … Wir haben seit Februar unser Kern-Team in Asunción durch die Mitarbeit von Tanja Ochmann wesentlich verstärken können. Tanja ist für die Bearbeitung dieses neuen Projekts zuständig und diesbezüglich mit Arne in Kontakt.“