West Papua Situation Update: Oktober 2023

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Indonesische Soldaten massakrieren West Papuas in Yahukimo und Fakfak

West Papua wurde im September im Abstand von nur wenigen Tagen Opfer von zwei Massakern. Das erste ereignete sich in der Küstenregion Fakfak (Bild oben), wo fünf Zivilisten, darunter Älteste, durch Militärs im Dorf Mamur ermordet wurden.

Sechs Tage später wurden fünf jugendliche Papuas vom indonesischen Militär in der Hochland-Region von Yahukimo getötet. Die Opfer im Alter zwischen 15 und 18 Jahren wurden getötet, als sie in einem örtlichen Fluss fischten. Videoaufnahmen zeigten, wie Soldaten mit Drohnen und Panzerfäusten auf die Jugendlichen schossen.

Nach der Ermordung bezeichnete der örtliche indonesische Polizeichef die Opfer als Mitglieder der West Papua Nationalen Befreiungsarmee (TPNPB). Diese Behauptung wurde schnell von örtlichen Kirchenführern widerlegt, die die Jungen kannten, wie auch von der TPNPB, deren Sprecher Sebby Sambom erklärte: „Sie waren Zivilisten, die in ihre Dörfer zurückkehren wollten und vom indonesischen Militär erschossen und bombardiert wurden“.

Die indonesischen Streitkräfte bezeichnen immer wieder unschuldige zivile Opfer fälschlicherweise als Mitglieder von Guerillagruppen. In einem schockierenden Video, das im März veröffentlicht wurde, wurde der Schuljunge Enius Tabuni fälschlicherweise als `OPM‘ bezeichnet, während Soldaten mit seinem Leichnam posierten.

Feierlichkeiten anlässlich der Entlassung von Victor Yeimo aus dem Gefängnis

Tausende von Papuas gingen auf die Straße, um Victor Yeimo bei seiner Entlassung aus dem Gefängnis im September um Victor. Yeimo, ein prominenter Unabhängigkeitsaktivist und Sprecher des Nationalen Komitees für West Papua (KNPB) zu begrüßen.Er wurde im Mai 2021 inhaftiert, weil er bei der Organisation und Leitung von Anti-Rassismus Protesten während des Aufstandes in West Papua im Jahr 2019 geholfen hatte.

Yeimo wurde im Juli zum zweiten Mal des Hochverrats für schuldig befunden und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Er wurde freigelassen, nachdem man davon ausging, dass er seine Strafe bereits verbüßt hatte.

Yeimos Prozess erregte internationales Aufsehen und wurde verurteilt, da sich sein Gesundheitszustand während seiner Haft erheblich verschlechterte. Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch drängten auf seine Freilassung und forderten die indonesische Regierung auf, gegen den systematischen Anti-Papua-Rassismus vorzugehen, weshalb Yeimo verhaftet wurde, weil er ihn herausgefordert hatte.

In einer Rede, die er nach seiner Freilassung hielt, erklärte Yeimo: „Rassismus ist eine Krankheit. Rassismus ist ein Virus. Rassismus wird zuerst von Menschen verbreitet, die sich überlegen fühlen. Der Glaube, dass andere Rassen minderwertig sind. Das Gefühl, dass eine andere Rasse primitiver und rückständiger ist als andere.“

674 Papuas, die in Yahukimo durch einen indonesischen Militärangriff vertrieben wurden

Durch indonesische Militäroperationen wurden Anfang September 674 Menschen in Yahukimo vertrieben. Eine Razzia begann nach einem Schusswechsel zwischen der indonesischen Armee und der TPNPB am 21. August. Viele dieser Binnenvertriebenen verloren bei der Razzia ihre Häuser und ihr Hab und Gut, denn die indonesischen Soldaten brannten die Häuser nieder, töteten das Vieh und stahlen Güter.

Die Vertreibung der Yahukimo ist die jüngste Episode in einer fünfjährigen Flüchtlingskrise in West Papua.

Internationale Beobachter schätzen, dass zwischen Dezember 2018 und März 2022 zwischen 60.000 und 100.000 Papuas vertrieben wurden, infolge indonesischer Militäroperationen nach dem Aufstand in West Papua von 2019.

Daten, die von Menschenrechtsverteidigern im Oktober veröffentlicht wurden, zeigen, dass insgesamt 76.228 Menschen weiterhin Binnenflüchtlinge sind. Viele Binnenvertriebene leben im Busch, wo sie keinen Zugang zu angemessener Nahrung, Wasser und medizinischen Einrichtungen haben.

Indonesisches Militär greift Kirche an und erschießt Kind bei Einsatz in Nduga

Zwei Militäroperationen stürzten die Hochlandregion Nduga im September ins Chaos. Die erste fand am 1. September im Bezirk Krepkuri statt, als Soldaten willkürliche Verhaftungen von Dorfbewohnern vornahmen und schossen dem 15-jährigen Arigoba Kogoya in den Rücken. Kogoya wurde zu Fuß in die Regentschaft Mimika gebracht, wo er verspätet, medizinisch versorgt wurde.

Das indonesische Militär hat es in West Papua häufig auf Kinder abgesehen. So wurden beispielsweise zwei Säuglinge im Oktober 2021 vom Militär erschossen, wobei ein Zweijähriger später an seinen Wunden verstarb. Im Jahr zuvor, im November 2020, tötete eine Todesschwadron des indonesischen Militärs drei westpapuanische Schüler (im Alter von 12, 17 und 18) in der Region Puncak.

Der zweite Überfall fand am 16. September statt, als das Hauptquartier der Kingmi Kirche angegriffen wurde. Zwölf Papuas wurden bei dem Überfall gefoltert, während die Kirchenführer im Hauptbüro schliefen.

Benny Giay, der Vorsitzende des Kirchenrates von Papua, erklärte, dass die Kirche wegen ihrer zivilgesellschaftlichen Arbeit für die Menschen in West-Papua angegriffen wurde.

Free West Papua Campaign protestiert vor der indonesischen Botschaft

Nach den Massakern in Yahukimo und Fakfak hat die Free West Campaign vor der indonesischen Botschaft in London protestiert.

Die Demonstranten forderten, dass der UN-Hochkommissar für Menschenrechte (OHCHR) die Möglichkeit erhält, die Misshandlungen in West Papua zu untersuchen.

Gouverneur Lukas Enembe zu acht Jahren Gefängnis verurteilt

Lukas Enembe, der indigene ehemalige Gouverneur der Provinz Papua, wurde im Oktober wegen angeblicher Bestechungs- und Korruptionsdelikte zu acht Jahren Haft verurteilt.

Die Verhaftung und der Prozess gegen Enembe wurden weithin als politisch motiviert kritisiert. Er wurde wegen Korruptionsvorwürfen im September 2022 verhaftet und mit einem Verbot belegt, für eine lebenswichtige medizinische Behandlung ins Ausland zu reisen. Später wurde er in ein Krankenhaus eingeliefert, nachdem er während der Haft unter extremen gesundheitlichen Problemen gelitten hatte. Obwohl er in indonesischen Institutionen arbeitet, hat Enembe in den letzten Jahren zunehmend Kritik an der militärischen Besetzung Indonesiens geäußert. Er wandte sich gegen die Schaffung von drei neuen Provinzen in West-Papua und argumentierte, dass es sich bei diesem Plan um eine „Teile und herrsche“-Taktik handele, die darauf abziele zwecks militärischer Kontrolle über West Papua. Enembe führte auch ein populäres Stipendienprogramm ein, das später von Jakarta eingestellt wurde – das es Studenten der Universität Papua ermöglichte, im Ausland zu studieren.

IPWP lanciert neue Kampagne für UN-Besuch mit Treffen im Parlament

Die internationalen Parlamentarier für West Papua hielten am 18. Oktober eine Sitzung im britischen Parlament ab, bei dem sie forderten, dass der UN-Hochkommissar für Menschenrechte dringend nach West Papua reist.

Das Treffen war der Startschuss für eine neue IPWP-Kampagne für einen UN-Besuch, nachdem die Melanesian Spearhead Group (MSG) ein Kommuniqué herausgegeben hatte, in dem sie den Besuch auf ihrem Gipfel im August forderte.

Der IPWP-Vorsitzende und Labour-Abgeordnete Alex Sobel war Gastgeber des Treffens, an dem auch der West Papua Unabhängigkeitsführer Benny Wenda und Jennifer Robinson von Doughty Street Chambers und den International Lawyers for West Papua (ILWP) teilnahmen. Der ehemalige Präsident von Katalonien Carles Puigdemont und baskische Senator Gorka Elejebarrieta, beide stellvertretende IPWP-Vorsitzende, sprachen ebenfalls per Videolink zu dem Treffen.

Mehr als 85 Länder haben inzwischen den Besuch der UNO gefordert. Dazu gehören alle Mitgliedstaaten des Pacific Islands Forums (PIF), der Organisation der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten (OACPS), der Europäischen Kommission und einzelner Staaten wie Großbritannien, Spanien und den Niederlanden. Trotz des Versprechens, einen Besuch im Jahr 2019 zu ermöglichen, ist Indonesien fünf Jahre später noch immer nicht bereit, den Hohen Kommissar einreisen zulassen.

Zwei Frauen in Yahukimo vergewaltigt und gefoltert; eine ist tot und eine liegt im Koma

Zwei Frauen aus West Papua wurden am 17. Oktober von indonesischen Soldaten in Yahukimo vergewaltigt und verstümmelt. Eine wurde ermordet, die andere ist ins Koma gefallen.

Der erste Angriff geschah, während eine der Frauen ihren Garten pflegte. Sie wurde mit mehreren Messerstichen verletzt und ihre Genitalien wurden verstümmelt. Die andere Frau wurde angegriffen, als sie mit ihrem 6-jährigen Sohn spazieren ging, der fliehen und Hilfe holen konnte.

Der westpapuanische Unabhängigkeitsführer Benny Wenda sagte: „Indonesien verstümmelt, foltert und brutalisiert mein Volk. Das ist eine allgemeine Praxis und Teil der indonesischen Militärkultur.“

Kampagne für ein freies West Papua veranstaltet Veranstaltungen bei The World Transformed

Die Free West Papua Campaign hat zwei Veranstaltungen bei The World Transformed abgehalten, einem linken Festival, das parallel zum Labour-Parteitag im Oktober in Liverpool stattfand.

Der Vorsitzende der Kampagne, Benny Wenda, sprach auf einer Open Labour Kundgebung mit dem Titel „Globale Herausforderungen, kollektive Lösungen“. Zu den weiteren Rednern gehörten Albin Kurti (Premierminister der Republik Kosovo), Ed Miliband MP, Nadia Whittome MP, und der stellvertretende Sprecher des ukrainischen Parlaments.

Die Sprecherin der Kampagne, Koteka Wenda (oben), sprach später auf einer internationalistischen Veranstaltung neben Vertretern indigener Völker aus Brasilien, Kaschmir und Kurdistan.

UNITED LIBERATION MOVEMENT FOR WEST PAPUA International Secretariat, Winston Churchill Street, 1571 Port Vila, Republic of Vanuatu.