Es freut uns sehr, dass wir mit unserer Unterstützung die kulturelle Identität der Kaiowá in Dourados (Mato Grosso do Sul, Brasilien) stärken können. Die letzte Spende in Höhe von 300€ nutzte Getulio Juca der spirituelle Anführer der kleinen Gemeinde in Jaguapiru, um ein wichtiges Heilungsritual im von uns mitfinanzierten Gebetshaus (Ongusu) praktizieren zu können.

Marcos Morandi von „midiamax“ war vor Ort und hat dem Ritual beigewohnt. Lesen sie hier die Deutsche Übersetzung:

Mit einem Ritual im traditionellen Gebetshaus bitten Indigene aus Mato Grosso do Sul um Schutz vor Pandemien und Gewalt

Mit einer Feier, die zuletzt vor mehr als 28 Jahren stattgefunden hat, fanden sich an diesem Sonntag (15.08.2021) Männer und Frauen aus den indigenen Dörfern Jaguapiru, Bororó und Panambizinho im Bundesreservat von Dourados, 225 Kilometer von Campo Grande entfernt, im Gebetshaus zusammen .

Das Ritual namens ‚Xiru Jejohéi‘, das „Baden des Xiru (heiliges Objekt)“ bedeutet, wird durchgeführt, um Schutz vor allem Übel zu bitten, welches die Gemeinschaften umgibt, einschließlich der Coronavirus-Pandemie sowie der Welle von Gewalt. Es wurde vom spirituellen Führer Getúlio de Oliveira, der Jaguapiru-Gemeinde durchgeführt.

„Dieses Bad mit vier Xirús, das wir seit fast 30 Jahren nicht mehr gemacht haben, soll Krankheiten wie die Pandemie verscheuchen, die in unseren Dörfern und auch in unseren Städten viele Menschen getötet hat. Dieses Ritualwasser, von dem kein Tropfen auf den Boden tropfen darf, wird als Heilmittel gegen die Krankheiten verwendet, die unser Volk heimsuchen“, sagte Getúlio gegenüber Midiamax.

Laut dem Schamanen ist das Ritual ein Erbe der Vorfahren und wird verwendet, um der Gemeinschaft, die unter dem Coronavirus und der Gewalt durch missbräuchlichem Konsum von Alkohol gelitten hat, gute Energien zuzuspielen. Zuletzt hatte dies zu einer weiteren Tragödie im Reservat geführt, nämlich der Vergewaltigung und dem Tod eines 11-jährigen Mädchens „Raíssa da Silva Cabreira“.

Laut dem Wissenschaftler der UFGD (Federal University of Grande Dourados), Neimar Machado de Sousa (Anm.: Kontaktperson für RdN in Dourados), weist die Umsetzung dieses Rituals der ‚Xiru Jejohéi‘ 28 Jahre später im Reservat auf eine Gemeinschaft hin, die „bestärkt und stolz auf ihre Besonderheiten ist“. Ebenso stolz sind sie auf ihre eigene nationale Identität. Zusätzlich zur Stärkung ihrer Sprache, ihres Gesangs und ihrer Kultur fühlen sie sich auch spirituell geborgen“.

Ein weiterer Aspekt ist nach dem Verständnis der Forscher die Notwendigkeit, dass die spirituellen Führer der Dörfer traditionelles Wissen und Erfahrung nutzen, um die Gesundheit der Gemeinschaft in Zeiten einer Pandemie zu gewährleisten.

„Das Ritual, das an diesem frühen Sonntagmorgen in der Casa de Reza Gwyra Nhe’engatu Amba durchgeführt wird, ist ein Akt des Widerstands und des Überlebenswillens einer Gemeinschaft, die aufsteht und sich auf die Post-Pandemie vorbereitet“, erklärt der Wissenschaftler. Bestärkung der kulturellen Zugehörigkeit als eine Möglichkeit, um Schutz vor göttlichen Kräften zu bitten, gemäß den kulturellen Traditionen der Guarani.(Marcos Morandi)“ Übersetzung: Hannes

Weitere Erklärung Neimar Machado:

Es wurden die 4 Xirus, (heilige Gegenstände aus Balsamholz) gewaschen. Dieses Wasser wurde auf die Leute, die dort waren, gesprengt (Segen) und von den Leuten getrunken. Sie haben es auch zu Verwandten gebracht. Es gilt als Medizin.

Getulio Juca (Deutsche Übersetzung folgt)

Transkription Portugiesisch:

„Nós encontramos… Nós decidimos colocar o cor marrom que até a terra, vermelho,
nós… nosso povo, vermelho, e o verde a mata, e o meio tem estrela e tem cor azul
que vai significar céu no meio, vai ser três cor.
Compramos bandeira bem preparado… bem preparado, um bandeira de mei metro,
um metro mais ou menos, né? É isso que nós estamos comparando agora. Então,
com isso nós podemos cantar, o nosso hino é Nheengatu, vai ser no Nheengatu.
Então, isso vai ser cantado, chão, nós e a mata e o céu, esse vai ser o hino da
mata, que a gente vamo entrar, a gente não vai cantar em Português, talvez a gente
canta só em Guarani, né? Só no Nheengatu…
Então isso a gente tamo fazendo, preparando, então, a gente já viu como vai
preparar agora, né.“ (Transkription: Vitória Gonçalves)

Übersetzung Deutsch:

„Wir haben uns zusammengefunden. Wir haben uns entschieden braun als Farbe der Erde zu nehmen. Rot, wir das rote Volk, und Grün für den Wald und die Mitte hat einen Stern und die Farbe Blau. Dies bedeutet der Himmel in der Mitte, es wird dreifarbig sein.
Wir haben eine gut präparierte Fahne gekauft… gut präpariert, eine halben Meter lange Fahne,
ein Meter mehr oder weniger? Das vergleichen wir jetzt. Dann,
können wir damit unsere Hymne Nheengatu singen, sie wird in Nheengatu (Anmerkung: indigene Tupisprache) sein.
Also, das wird gesungen, der Boden, wir und der Wald und der Himmel, das wird die Hymne des Waldes sein. Damit werden wir eintreten, wir werden nicht auf Portugiesisch singen, vielleicht werden wir nur in Guarani singen, oder? Nur in Nheengatu…
Also machen wir das, bereiten uns vor, wir haben schon gesehen, wie es läuft. Jetzt bereiten wir uns vor, richtig?“(Übersetzung: Hannes)