von Blickpunkt Lateinamerika, 08. Juni 2018
In Chile, dem nach Australien zweitgrößten Lithiumproduzenten der Erde, beklagen indigene Anwohner der Lithiumförderregion Atacama den drohenden Verlust ihrer Heimat durch eine beschlossene Verdreifachung der Fördermengen bis 2030. „Wir erleben die Umweltzerstörung durch die Ansiedlung verschiedener Unternehmen auf unseren Territorien“, zitiert das Onlineportal „EL Desconcierto“ Manuel Salvatierra vom „Rat der Atacama-Völker“ (CPA) Mitte dieser Woche. Treibende Kraft hinter der Nachfragesteigerung ist der weltweite Boom bei Elektroautos.
Nach dem Ende eines jahrelangen Rechtsstreits zwischen der staatlichen Behörde für Produktionsförderung (CORFO), welche die Förderlizenzen für Lithiumabbau vergibt, und des privaten Lithium-Bergbauunternehmens SQM soll die Lithiumförderung am Atacama-Salzsee künftig verdreifacht werden, so das Medium. SQM hatte 1995 81 Millionen Hektar des Atamaca-Salzsees für den Abbau des Leichtmetalls erhalten, wegen laxer Kontrollen weitete die Firma unter Leitung des Schwiegersohns von Ex-Diktator Augusto Pinochet die Abbaufläche jedoch aus, machte Extragewinne und zahlte zu wenige Förderabgaben an den Fiskus.
Die von der Lithiumproduktion betroffenen Menschen seien nicht an den Plänen von CORFO und SQM beteiligt worden, so die Kritik an der Einigung von Anfang 2018, die Neuinvestitionen von rund einer Milliarde US-Dollar vorsieht. Gemäß des ILO-Abkommens über die Konsultation indigener Bevölkerungen sei eine Vorab-Befragung der 18 betroffenen Gemeinden jedoch verpflichtend. Der Lithiumabbau beeinträchtige den Wasserhaushalt der Wüstenregion. Die Indigenen befürchten eine indirekte Vertreibung durch die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen. „Der chilenische Staat hat sich entschieden die indigenen Gemeinden nicht anzuhören und wollte sie nicht fragen, wie sie von dem Abkommen beeinträchtigt werden“, forderte der Anwalt der Betroffenen „ein Mindestmaß an Respekt“. (bb)