von RdN, 14.05.2017
Liebe Freunde und Unterstützer,
es geht um das in traditioneller Bauweise errichtete Kalinago-Dorf, nahe dem im Februar eröffneten Argyle International Airport. Im Zuge des Bauvorhabens für den neuen Großflughafen erfolgten archäologische Sicherungsgrabungen.
Der Standort ist ein historisch sehr bedeutsamer indianischen Siedlungsplatz aus der Zeit vor Kolumbus. Frau Prof. Corinna Hofmann, die das Ausgrabungsprojekt leitete,
teilte uns mit: „I know the ministry of tourism has plans to develop the area as a top tourist location on the island.”
St. Vincent hofft auf einen ähnlichen Tourismusboom, wie z.B. auf St. Lucia. Die Kalinago sprechen davon, dass der Minister ein “Micky Mouse, a la Orlando” will. Das kann und darf nicht sein. Alle Gespräche mit dem Minister waren ohne Ergebnis für die Kalinago. Sie brauchen deshalb dringend internationale Unterstützung.
Im Anhang ist ein Brief in Englisch mit der Bitte, ihn per Mail oder per Post nach St. Vincent & The Grenadines an den zuständigen Minister für Kultur und Tourismus zu schicken. Vielen Dank für die Beteiligung.
Bernd Wegener
Mailadresse von Minister Mc Kie: tourism@gov.vc
Brief an Minister Mc Kie Letter for Minister Kie
Deutsche Übersetzung:
Sehr geehrter Minister Cecil McKie,
St. Vincent zeichnet aus, dass die menschliche Geschichte als Erbe seiner indianischen Vergangenheit bei den meisten karibischen Nachbarn fast völlig verschwunden ist, und zudem an offizieller Anerkennung fehlt. St. Vincent ist einzigartig aufgrund seines nationalen Helden, dem Carib Joseph Chatoyer und der ständigen Erinnerung an die gewaltigen komplexen sozialen Umwälzungen, die hier stattfanden zwischen dem 17. Und 19. Jahrhundert. Trotz Genozid und Zwangsdeportation durch die britische Kolonisation gelang es der indigenen Carib-Bevölkerung auf St. Vincent zu überleben.
Die KALINAGO sind St. Vincentians Erbe. Sie sind St. Vincent and the Grenadines indigener Stamm, welcher die Nation war, bevor die Kolonisierung durch die Briten stattfand. Die wenigen Abkömmlinge dieses besonderen Stammes leben unter der Mehrheitsbevölkerung, halten aber die Kultur und Traditionen ihrer Vorfahren aufrecht.
Im vergangenen Jahr wurden die Kalinago auch gebeten, bei der Errichtung des Kariben-Dorfes am Flughafen Argyle lnternational den niederländischen Archäologen der Universität Leiden zu helfen. Das Dorf wurde durch die Forstbehörde fertig gestellt.
Die Archäologen fanden bei ihren Grabungen zahlreiche Artefakte aus der vorkolumbianischen Epoche. Für die Kalinago ist es der Ort ihrer historischen Wurzel. Es ist für sie ein kultureller Gründungsort, denn hier haben ihre Vorfahren gesiedelt. Der spirituelle Geist dieses Ortes muss deshalb bewahrt werden. Sie wollen den Geist des Ortes erhalten und den Bewohnern von St. Vincent und den Grenadines sowie ausländischen Besuchern das Überleben ihres Kalinago-Stammes und ihre traditionelle Kultur zeigen.
Sehr geehrter Herr Minister unterstützen Sie bitte die Kalinago. Übergeben Sie bitte ihnen das Management für das Kalinago-Dorf. Die Kalinago gehören an diesen Ort, denn es ist der Ort ihrer Ahnen.
Das sie dazu in der Lage sind, davon zeugt eindrucksvoll das Projekt „Pirogue-War-Canoe“, das erste traditionell gebaute Großkanu, das seit Hunderten von Jahren in St. Vincent und den Grenadinen wieder gebaut wurde. Bis März dieses Jahres kamen 5.800 Besucher – darunter viele Kinder und Schüler. Das Projekt wurde durch die gemeinsame Unterstützung von Freunde der Naturvölker, verschiedene Regierungsabteilungen von St. Vincent und den Grenadinen und Stammesmitgliedern realisiert.
Danke.
Mit freundlichem Gruß,