2017 verkündete stolz Paraguays Vize-Landwirtschaftsminister Marcos Medina die endgültige Umwandlung des Landes in einen Agrarstaat und wies darauf  hin, als er erklärte, dass die Abholzung der Wälder keinerlei Problem für das Land darstellte und dass die Abholzung in Zukunft sogar noch zunehmen würde, mit einer Rate von 400.000 Hektar jährlich bis zum Jahr 2030. Dies bedeutete die komplette Abholzung des Landes bis zu jenem Jahr. Die aufrichtigen Worte dieses Funktionärs konfrontierten jeden mit der konkreten Realität: Im Chaco verbleiben nur fünf geschützte Gebiete, die zwar nicht komplett, aber immerhin zu etwa 70 % von Urwald bedeckt sind. Hintergrund der Äußerungen war, dass am 14. September 2017 der damalige Präsident Horacio Cartes das Dekret 7702 in Kraft setzte, das den Artikel 42 des Nationalen Forstgesetzes modifizierte. Es befreite von der Verpflichtung, mindestens 25 % der Wälder in allen ländlichen Anwesen über 20 Hektar zu erhalten und machte damit den Weg frei für die Abholzung aller Wälder in Privatbesitz.

Für 50 € stirbt ein Hektar Urwald und wird zur Rinderweide.

Wie RdN jüngst erfuhr, hat Präsident Mario Abdo Benitez, der am 15.8.2018 an die Macht kam, das Dekret 7702 mit Verfügung vom 6.9.2018 außer Kraft gesetzt. Diese Anordnung verpflichtete die Besitzer (und Käufer) von Wald, wieder 25 % der ursprünglichen Waldfläche des Grundstückes – wie vor Erlass des Dekretes von 2017 – zu erhalten. Momentan gilt das Gesetz 422/73 mit seinen Vorschriften gemäß dem Dekret 7031/17. Dieses Dekret ist identisch mit dem Gesetz 422/73.

Auch dieser legale Rahmen ist in höchstem Maße schädlich für die Erhaltung der Wälder und des Lebensraumes der indigenen Völker, insbesondere für die in freiwilliger Isolation lebenden Ayoreos. Denn inzwischen hatten einige Viehzuchtbetriebe bereits ihre gesamten Liegenschaften gerodet und in Rinderweideland umgewandelt. Ohnehin ist der Staat nicht in der Lage eine Kontrolle über Waldrodungen zu garantieren, denn das Umweltministerium hat nur 12 Inspektoren, die sich mit allen Umweltbeschwerden im ganzen Land befassen. Von Januar 2014 bis Januar 2018 wurden dem Umweltministerium zufolge im Chaco mehr als eine Million Hektar (10.000 Quadratkilometer) Urwald gerodet. Es existieren dort lt. Servicio Nacional de Salud und Calidad Animal (SENACSA) 8.210 Rinderfarmen mit 6.134.695 Tieren.